Ö1 am 7. Mai 2016

Ö1 am 7. Mai 2016

Gedanken für den Tag, Doris Schretzmayer, Schauspielerin

 

Doris Schretzmayer

 

Am kommenden Sonntag ist Muttertag. Für viele bedeutet das heute nicht mehr oder weniger, als dass die Blumengeschäfte viel Umsatz machen und überhaupt viel zu viel gekauft wird. So sah man das auch im Kindergarten meines Sohnes.

Vor ein paar Jahren – mein Sohn war damals fünf und kurz zuvor in einen neuen Kindergarten gewechselt – kam er ohne irgendeine Bastelei am Freitag vor dem Muttertag nach Hause. Ich war überrascht und auch ein wenig enttäuscht: In der Kindergruppe, in der er zuvor gewesen war, wurde sehr wohl immer gebastelt und geklebt und mit seinen kleinen Händen und großen leuchtenden Augen stand er dann vor mir und überreichte mir sein buntes Geschenk: eine gepresste Blume, eine selbstgemachte Blüte aus Stoff, oder ein gerahmtes bemaltes Kinderfoto. Sicher war ihm sein Tun als 3 oder 4-Jähriger nicht richtig bewusst gewesen, aber ich war gerührt und hatte mich gefreut.

Als dann nun also das Geschenk ausblieb, weil man den Muttertag aufgrund seiner kommerziellen Bedeutung ausfallen ließ, und mein Kind natürlich von einem Jahr aufs andere den Muttertag vergessen hatte, habe ich begonnen nachzudenken: Warum ist mir das denn wichtig, es ist doch nur ein äußerer Anlass, ein Termin, der irgendwann einmal festgelegt worden ist. Der Muttertag hat doch nicht wirklich etwas mit mir persönlich zu tun. Und wie sah das denn mit meiner eigenen Mutter aus? Hatte ich ihren Muttertag in den vergangenen Jahren nicht auch nur mit ein paar Blumen abgetan?

Nach und nach merkte ich, dass der Vorfall im Kindergarten keine große Enttäuschung war, sondern viel mehr einen Denkanstoß darstellte, durch den ich meine Haltung überprüfen konnte: Ja, ich feiere gern. Und ich halte mich gern an „Man soll die Feste feiern wie sie fallen“. Das muss kein großes rauschendes Fest sein, aber dieses Einander zeigen, dass einem jemand oder etwas wichtig ist, finde ich einfach schön.

Man feiert Geburtstage, um seinen Lieben zu zeigen, dass man glücklich ist, dass es sie gibt; wir feiern Jubiläen, weil es eine Möglichkeit ist, sich über das gemeinsame Bestehen zu freuen. Einen Erfolg feiern wir, weil man sich für das Überwinden von persönlichen Grenzen und den Verzicht auf alte Gewohnheiten Anerkennung zollen kann. Warum also sollte ich das Mutter-Sein nicht feiern?

Für mich ist dieses Feiern eine Wertschätzung von dem, was ist: das Schöne und das Anstrengende, das Licht und der Schatten, die Nähe und die Distanz. Dass wir den Weg hier gemeinsam gehen.